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Von lösbaren und nicht lösbaren Problemen
Gehen wir mal davon aus, dass ein Haus eine Zentralheizung hat. Dieses Heizungssystem verfügt über einen Heizkörperthermostate, der die aktuelle Raumtemperatur misst.
Stellen wir uns vor, dass die Raumtemperatur aktuell bei 15 Grad Celsius liegt. Am Thermostat ist jedoch auch ein Soll-Wert von 25 Grad Celsius eingegeben worden.
Nun hat unsere Heizung ein Problem, genauer gesagt, sie wertet die Soll-Ist-Differenz von 10 Grad Celsius als Problem. Also fängt die Heizung an, das Problem zu lösen. Sie fährt die Vorlauftemperatur höher, stellt mehr Heizenergie zur Verfügung und versucht dadurch, den Ist-Wert an den Soll-Wert anzugleichen. Gelingt ihr das, kann sie die Raumtemperatur von 15 Grad Celsius auf 25 Grad Celsius erhöhen. Die Heizung hat das Problem gelöst. So weit ok.
Man kann sich indessen aber auch eine Situation vorstellen, in der es der Heizung nicht gelingt, das Problem zu lösen, da der Heizkörper zu klein ist oder der Brenner zu klein dimensioniert ist. Der Brenner des Heizungssystems ist überfordert, den Soll-Wert zu erreichen; die Außentemperatur ist so tief, die Hausisolierung so mangelhaft, sodass sich die Raumtemperatur durch den zu kleinen Heizkörper nicht steigern lässt.
Nun hat die Heizung ein besonderes Problem. Ein Problem, das unter Umständen beim Versuch, es zu lösen, die Existenz der Heizung gefährdet. Die Heizung kann sich nämlich bei der Problemlösung überfordern – sie geht an Überlast kaputt. Wir haben es dann mit dem Fall zu tun, dass die Lösung das Problem ist! Und wir können uns, um wieder auf unser Thema zurückzukommen, die Frage stellen, wie viele Ehen ihre Existenz aufs Spiel setzen bei den Versuchen, ihre Eheprobleme zu lösen, und wie viele Ehen daran scheitern.
Es gibt aber in der Ehe zwei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1:
Es wird akzeptiert und damit gelebt, dass die Räume nicht die gewollte und vorgestellte Temperatur erreicht. Der Soll-Wert wird an den möglichen maximalen IST-Wert angeglichen. Der Soll-Wert am Thermostat wird von 25 Grad Celsius auf 15 Grad Celsius umgestellt – das gibt eine Grundversorgung. Es wird also verzichtet, etwas durch die Zentralheizung erreichen zu wollen, was durch die Zentralheizung, so wie diese derzeit ausgelegt ist, nicht zu erreichen ist. An der Zentralheizung wird nichts geändert, weil der Preis der Veränderung zu hoch ist. Die Problemlösung wird in diesem Fall durch eine Einstellungsänderung und eine Ergänzung erreicht. Das heißt, der Verzicht auf die eigentliche Lösung des Problems war die Lösung. Zumindest hat der Verzicht die Vermeidung einer möglicherweise existenziellen Gefährdung der Heizung und die Vermeidung eines überzogenen Kontos bedeutet.
Vergleichen Sie hier. Glückliche Langzeitpaare leben und genießen das, was in der Beziehung möglich ist und haben aufgehört, etwas von der Paarbeziehung zu verlangen, was nicht möglich ist.
Möglichkeit 2:
Um die Zentralheizung nicht zu überfordern, um nicht sinnlos Öl zu verheizen, wird eine ergänzende Lösung gefunden. Es wird in den Wohnräumen eine zusätzliche Heizung eingebaut. Das kann eine Elektro- oder Wandheizung sein. Was zu den Aussagen von Michael Mary passt. „Lebt die Liebe, die Ihr habt“ und“ „Alles mit einem für immer ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das überfordert die Beziehung und bringt Sie zum Scheitern“.
Conclusio: Es gibt also zwei prinzipielle Möglichkeiten, Probleme zu lösen.
- Ist-Zustände zu akzeptieren, das heißt den Soll-Zustand auf Ist-Zustandsniveau herunterzuschrauben.
- Eine ergänzende Lösung zu finden
Das Wählen von Strategien setzen voraus, dass zuvor eine Sachlage vorher klar definiert wurde.
Eine weitere Möglichkeit kann in der Definition des Begriffs Problem bestehen.
Ein Problem ist nur ein Problem, wenn es auch lösbar ist. Ein unlösbares Problem ist dagegen eine Restriktion. Eine Restriktion ist eine Tatsache, die einem nicht gefallen mag, die also negativ bewertet werden kann, die aber nicht für veränderbar gehalten wird, also, wenn man will, ein unlösbares Problem darstellt.
Dazu ein weiteres Gedankenexperiment:
Einem Paar mag das Wetter zu vielen Zeiten des Jahres in Mittel-Europa nicht gefallen. Wenn wir nun das Wetter, etwa das kalte Regenwetter, zum Problem erklären, dann müssen wir uns nach Lösungen umschauen.
Wie können wir den gewünschten Soll-Wert, ein sonniges Hochdruckwetter, herstellen? Soeben könnten wir Sonnentänze veranstalten, Stoßgebete an Sonnengötter richten, Tieropfer zur Versöhnung der Regengötter darbringen, Schamanen rufen oder Maßnahmen zur weiteren Steigerung des Treibhausklimas ergreifen … wir würden feststellen, dass die erzielten Ergebnisse nicht überzeugen. Man kann sich aber auch entschließen, das Wetter als eine Restriktion zu begreifen. Das heißt nicht, dass wir uns indessen als ein armes Wetteropfer sehen, das hilflos den unbeeinflussbaren Wetterlagen ausgeliefert ist. Im Gegenteil. Wir gewinnen Energie und Zeit, indem wir uns Tänze, Gebete, Opfer … ersparen, und wir gewinnen neue Möglichkeiten: Man kann sich angemessene Regenkleidung besorgen, aber auch ganz einfach in die Sonne nach Ägypten oder Rhodos fliegen.
Die Unterscheidung von Problemen und Restriktionen kann ein erster Schritt sein, um weiterzukommen. Im Falle von Restriktionen wird Veränderung manchmal möglich durch Verzicht auf Lösungen.
Titel der Seite: Von der Ehe und der Zentralheizung